B i l d h a u e r s y m p o s i u m
Künstler gegen Gewalt
- 5 Steinmale -
in der Gedenkstätte KZ Osthofen vom 19.7.-18.8.2000
Das Konzept
Das Thema Gewalt spielt nicht nur in den Medien eine große Rolle. In unserem täglichen Leben sind wir ständig in irgend einer Form mit Gewalt konfrontiert. Die künstlerische Auseinandersetzung ist deshalb gefragt. Welcher Ort wäre hierzu besser geeignet als der, der durch die Ausübung von Gewalt an Menschen erst in dieser Form entstanden ist, einem KZ. Anlaß genug ein Bildhauersymposium der besonderen Art zu diesem Thema und an diesem Ort durchzuführen.
Fünf Steinmale gegen Gewalt sollen eine deutliche Stellungnahme von Künstlern gegen die alltägliche Gewalt sein. Fünf Künstler der figurativen Bildhauerei haben fünf Wochen vor Ort zusammen gearbeitet. Die fünf Steine wurden schon vor dem Symposium auf dem großen Hofraum der Gedenkstätte hintereinander aufgereiht und fest montiert. Anders als bei sonst üblichen Bildhauersymposien arbeiteten hier die Künstler unter gleichem Thema und an gleich großen Steinquadern (1x1x2,5 m) und dies direkt vor Ort, am zukünftigen Standort, in historischem Gelände. Sicher ein Umstand der die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema positiv beeinflußt. Die Gleichförmigkeit der Steine gab allen Künstlern die gleiche Ausgangssituation. Dies führt dazu, daß die Ergebnisse in ihrer Unterschiedlichkeit, ihrer künstlerischen Vielfalt und Ausdruckskraft, aber auch in der Vielfältigkeit der Gewalt selbst, nebeneinander aufgezeigt werden können.
Die fünf Steine setzen nun in der Gedenkstätte neue Akzente und geben den Besuchern zusätzlich zu den historischen Gebäuden, den Schriftmaterialien über die NS-Zeit, und den Fotodokumenten eine weitere Dimension an die Hand, die vielleicht eine zusätzliche Möglichkeit der Auseinandersetzung und der Betroffenheit mit dem Thema Gewalt bieten könnte.
Stein 1 Hans Otto Lohrengel
Ein Kopf, normalerweise kugelförmig, hier in einen Steinquader gepreßt, zerschnitten und von Maschendraht umgeben. Voller Furcht und Panik, in einer völlig ausweglosen Situation. Mit dem Entsetzen über das, wozu Menschen fähig sein können.
Bronze-Edition der Steinskulptur von Hans Otto Lohrengel
Größe des Bronzegusses: 8 x 8 x 20 cm.
2002 legte der Bildhauer Hans Otto Lohrengel den Entwurf zu seiner Steinskulptur im Maßstab 1:12,5 als Bronze-Edition auf. In limitierter und signierter Auflage von 25 Stück konnte er zum Vorzugspreis und mit Spende für den Förderverein Projekt Osthofen erworben werden.
"In der von Hans Otto Lohrengel geschaffenen Skulptur verschmelzen Kopf und Stacheldraht. In unmittelbarer Weise konfrontiert der Künstler den Betrachter mit der Situation des Gefangenseins, der Panik und der Ausweglosigkeit. Die Skulptur zeichnet sich durch eine äußerst sensible und psychologisierende Gestik aus und zeigt einen sehr gelungenen künstlerischen Umgang mit der Materie Stein."
Die Ausstellung
Die fünf beteiligten Künstler zeigten zeitgleich in der angrenzenden Halle der Gedenkstätte zwei Ausstellungen. Zum einen stellten sie sich mit freien Arbeiten vor, zum anderen wurde eine Ausstellung zum Thema Gewalt gezeigt in der auch die Entwürfe für das Symposium zu sehen waren.
Die Fotodokumentation
Über das Symposium erschien eine chronologisch aufgebaute, 40 seitige Fotodokumentation, die in Osthofen erhältlich ist.
Die filmische Dokumentation
Der Schaffensprozeß der fünf Künstler und ihren Steinen auf dem Gelände der Gedenkstätte wurde in einer begleitenden filmischen Dokumentation festgehalten. Dieser Filmbericht wurde in allen 23 Offenen Kanälen von Rheinland-Pfalz gesendet, um eine landesweite Verbreitung des Themas KÜNSTLER GEGEN GEWALT zu unterstützen. Interessierte Besucher, Schulklassen und Gruppen werden diesen Film in der Gedenkstätte sehen und ausleihen können. Hier ein direkter Link zum Film
Die Ergebnisse
Als ich vor mehr als 3 Jahren die Idee zu einem Symposium an diesem Ort hatte, war eines meiner Ziele die Beliebigkeit, die normalerweise Bildhauersymposien anhaftet zu durchbrechen. Die durchweg positive Resonanz von Besuchern in den fünf Wochen zeigte uns schnell daß das Konzept gegriffen hatte. Das 2. Ziel war es, durch diese medienwirksame Aktion die Schwellenangst vieler Menschen zum Besuch der Gedenkstätte und der Beschäftigung mit der Problematik abzubauen. Ich denke auch das ist uns gelungen. In den fünf Wochen waren ca. 1500 - 2000 Besucher auf dem Gelände und in den Ausstellungen, darunter auch viele Osthofener die vorher, nach eigenen Aussagen dieses Gelände noch nie betreten hatten.
Idee, Planung und Konzept des Symposiums
Hans Otto Lohrengel, Bildender Künstler / Bildhauer
Weiter Informationen zu diesem Projekt und über die Gedenkstätte KZ Osthofen über die Internetadresse: www.projektosthofen-gedenkstaette.de
Adresse: Landesgedenkstätte KZ Osthofen
Ziegelhüttenweg 38
67574 Osthofen / Worms
Tel. 06242/910825